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Poesie im Alltag

Wie Gedichte Millionenauflagen erreichen können

Lyrikzeitschrift und Zuckergrossist starten gemeinsame Aktion

Literaten und Schöngeister zieht es seit jeher in Cafés. Selbst Thomas Bernhard soll ab und zu in einem berühmten Wiener Kaffeehaus zur Feder gegriffen haben. In München las Anton G. Leitner, Lyriker und Herausgeber der Zeitschrift DAS GEDICHT, beim Cappuccino-Genuss immer wieder Horoskope auf Feinzuckertütchen. »Als Zwilling wünsche ich mir Abwechslung«, sagt der passionierte Café-Besucher. Kurze, sinnliche Verse schienen ihm besonders geeignet, die Phantasie während des Kaffee- oder Teetrinkens anzuregen.

Der Verleger und Autor konnte im Juni 2000 die Firma HELLMA Gastronomie-Service in Nürnberg, eine Tochter der Südzucker AG, für sein Anliegen begeistern. Unter dem Motto des argentinischen Dichters Roberto Juarroz (1925 – 1995) »Ein Gedicht rettet einen Tag« (»Un poema salva un día«) stellen nun Zuckergrossist und Poesiezeitschrift als Ergebnis ihrer Zusammenarbeit eine Auswahl von Feinzuckertütchen mit 16 Gedichtmotiven vor.

Tütchen DAS GEDICHT

Von der zweizeiligen lyrischen Miniatur »Mühe« des in Guatemala beheimateten Dichters Humberto Ak’abal, Jahrgang 1952 (»Die Mühe des Vergessens / ist auch Poesie«) über den rätselhaften Dreizeiler »Hinter dem Schweigen / steckt manchmal / eine lange Nacht« der portugiesischen Lyrikerin Maria de Nazaré Sanches (Jahrgang 1954) bis zum sechs Verse umfassenden Gedicht »Herbstregel« des in Hamburg lebenden Dichters Gerhard Neumann (Jahrgang 1928) reicht das Spektrum der Texte, die von der Zeitschrift DAS GEDICHT für die Aktion ausgewählt wurden.

»Natürlich durfte auch die Metropole des Kaffeegenusses, Wien, auf unseren Zuckersachets nicht fehlen«, ergänzt Christian Hödl, bei HELLMA für Steuerung und Information zuständig. Mit Manfred Chobot (Jahrgang 1947) brachte ein Wiener Urgestein die »Biographie eines echten Wieners« in Versform auf die Zuckertüte (»Geboren als Sängerknabe / Gelebt als Lipizzaner / Gestorben als Hofrat«) als Kontrast zu Antonio Porchias (1886 – 1968) tiefgründiger Strophe: »Eine Minute und das Ewige / sind zusammen zwei Minuten. / Oder zwei Ewigkeiten.«

Die Weßlinger Zeitschrift DAS GEDICHT sorgte mit ihrer »Liste der Jahrhundertdichter« (in DAS GEDICHT Nr. 7 / Oktober 1999) international für ein überwältigendes Echo. »Uns liegt es am Herzen, mit derartigen Aktionen die Poesie auch im ›Land der Dichter und Denker‹ wieder verstärkt ins öffentliche Bewusstsein zu bringen«.

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