Anton G. Leitner: Die Wahrheit über Uncle Spam
Beschreibung
und andere Enthüllungsgedichte
Daedalus Verlag, Münster, 2011
128 Seiten, Broschur
»Papier wünscht sich / Zurück um ein Bonbon«
Anton G. Leitner
Zum 50. Geburtstag von Anton G. Leitner am 16. Juni 2011 erscheint sein neuer Gedichtband »Die Wahrheit über Uncle Spam«. Einmal mehr erweist sich der erfolgreiche Lyriker und Herausgeber (»Das Gedicht«) als satirischer Beobachter mit messerscharfem Blick.
Leitner bringt die Auswüchse der XXL-Turbo-Wachstumswelt mit schwarzem Humor auf den Punkt. Er zückt Gedichte als probate Allzweckwaffe gegen »Pfeffer // Minz im erigierten / Anhang einer E-Mail«. Seine Verse provozieren und spießen bevorzugt stromlinienförmige Zeitgenossen auf. Wenn Eltern ihre kleinen Rennpferde an den Start schicken, notiert der Dichter: »Sogar im Schlaf streiten / Mütter um die Sitz / Ordnung in der Grund // Schule, wer neben wem / Entscheidet / Über die Zukunft«. Angesichts solcher Lebensentwürfe dürfen Leser optimistisch sein, denn kalkulierte Hoffnungen sind so sicher wie Banken ohne Rettungsschirm: »Eine Pizza geht noch / Danach ist Feierabend«.
Anton G. Leitner rezitiert aus
»Die Wahrheit über Uncle Spam«.
Foto: © Volker Derlath
Politiker auf Posten
Im Aufsichts
Rat
Los
Ich
Stimme
Zu.
Danke.
Stimmt
So.
Gut bürgerlich
Zu kalt auf dem
Parkett. Sie muß mal
Für kleine Mädchen.
Danach schlagen wir uns
In die Daunen. Ganz
Schön durchgelegen
Die Matratze. Eine
Dusche hätte auch
Nicht geschadet. Sei
So nett. Wie wär’s
Mit uns im Wasser
Bett?
Der Kurzfilm zum Buch:
Anton G. Leitner spricht mit dem Kritiker Nicola Bardola über seinen Lyrikband »Die Wahrheit über Uncle Spam« und rezitiert daraus drei Gedichte (»Politiker auf Posten«, »Durch den Magen. Jagen« sowie »Eltern verhaften«). Der Münchner Filmemacher Richard Westermaier drehte mit Bardola und Leitner am 24. März 2011 in Hochstadt (Gemeinde Weßling) sowie am 25. März 2011 in München.
Ein Kurzfilm von Richard Westermaier
Westermaier Medien Produktion, München 2011
Länge:3’24
Musik: »See You At Tony’s« von Vera Ohl
Musicfox UG, Bruchköbel 2011
Anton G. Leitner
Die Wahrheit über Uncle Spam
und andere Enthüllungsgedichte
Mit einem Nachwort von Ulrich Johannes Beil
128 Seiten, € 9,95 [D], Mai 2011
ISBN 978-3-89126-192-7
Alle Informationen zu Die Wahrheit über Uncle Spam zum Download (PDF)
Leseprobe
Cover Die Wahrheit über Uncle Spam 300dpi
Anton G. Leitner, Lyriker und Verleger (Das Gedicht), publiziert seit Mitte der 80er-Jahre eigene Lyrikbände, u. a. Der digitale Hai ist high (2004), Im Glas tickt der Sand (2006) sowie Ei für zwei (Gedichtbilderbuch, illustriert von Boerboom & Vogt, 2011). Die Wahrheit über Uncle Spam ist sein achter Gedichtband. Von ihm erschienen mehrere Hörbücher, u. a. Das Meer tropft aus dem Hahn (2003) und Herzenspoesie bei Eichborn (zusammen mit Anna Thalbach und Alexander Khuon, 2007). Er edierte über dreißig Anthologien (insbes. für dtv/Hanser sowie Reclam) und wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem V. O. Stomps-Preis der Stadt Mainz.
Stimmen
»Leitners Gedichte präsentieren sich als genau durchkomponierte, rhetorisch hochbewusste Gebilde, die in ihrem zugleich leichtsinnigen wie herausfordernden Gestus unverwechselbar sind. Sie lassen einerseits an populäre Sprachtraditionen wie Haiku, Rap und bayerische ›Gstanzl‹ denken, an Sprichwörter, Volkslieder und Slam Poetry. Andererseits darf man sich an Klassiker der Moderne wie Giuseppe Ungaretti, Eugenio Montale oder Karl Krolow erinnern, auch an die Avantgarde zeitgenössischer Poesie, wie wir ihr bei Eugen Gomringer, Paul Wühr, Friederike Mayröcker und Thomas Kling begegnen, oder, in der jüngeren Generation, bei Marcel Beyer, Franzobel, Nico Bleutge und Lars-Arvid Brischke. Mögen Leitners Gedichte sprunghaft, ungehörig, waghalsig, frech, provokativ sein – langweilig sind sie auf keinen Fall. Sie schrecken vor Direktheit, Bissigkeit, bajuwarischer Derbheit ebenso wenig zurück wie davor, sinnliche Momente zu evozieren, sich auf erotische Abenteuer einzulassen, mit denen bereits der von Anton G. Leitner eifrig gelesene Catull seine Leser zu verführen wusste.«
Ulrich Johannes Beil, Nachwort zu »Die Wahrheit über Uncle Spam«
»Leitner ist für mich einer der großen Akrobaten der Imagination. Manchmal mußte ich, des Lapidaren wegen, an Ernst Meister, manchmal an Joachim Ringelnatz denken.«
Joachim Sartorius
»Anton G. Leitner vertraut immer ganz auf die unmittelbare Kraft des Wortes, ist fast ein anarchistischer Minimalist des vielfachen Sprechsinns, mal spöttisch, mal huldigend, hier frech, dort zart, bei jedem Umblättern eine Überraschung.«
Thorsten Jantschek, Radio Bremen
»Verse, knackig frisch« – 5 WAZ-Sterne für Uncle Spam:
»Versiert und mal mit, mal ohne Reim nutzt Leitner als Autor die Chance des Gedichts zur Verdichtung. Seine Verse spiegeln die Hochgeschwindigkeitsgegenwart im Takt der neuen Zeit, kein Wort, keine Silbe, kein Buchstabe zuviel.«
Jens Dirksen, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Essen
»Leitner ist eine Art Gesamtkunstwerk in der Lyriklandschaft. Jedes Gedicht ist ein Bauwerk, in dem Wortklang, die Farben der Vokale, der Reizwert der Konsonanten ihre Rolle haben. Kürzestverse fügen sich zueinander, als wären’s Leitern von Leitner.«
Rainer Hartmann, Kölner Stadt-Anzeiger
»Leitner will den alltäglichen Wahn- und Unsinn, der uns umgibt, offenlegen, aber eben spielerisch, und nicht mit moralinsauren Zeigefingern. Diese untergründige Ambivalenz zwischen Übersättigung und Zweifeln auch an unseren Sprachgebräuchen bringt Leitner auf den Punkt.«
Salli Sallmann, rbb-kulturradio
»Mit seinen Versen spießt Leitner stromlinienförmige Mitmenschen auf und ironisiert die Auswüchse der modernen Wachstumswelt.«
Martina Scherf, Süddeutsche Zeitung
»Lyrik ist für diesen Wortkünstler kein Denkmal auf dem hohen Sockel, sondern vielmehr ein durchaus zeitgemäßes Medium der gesellschaftlichen Diagnostik. Mit spitzem Humor hält er unserer Zeit den Spiegel vor. Doch keineswegs altbacken und mit dem moralischen Zeigefinger.«
Reinhard Palmer, LeonArt, Kunst und Kultur für Oberbayern (Aug. / Sept. 2011)
»›Die Wahrheit über Uncle Spam‹ ist eine lyrische Abrechnung mit den Auswüchsen unserer XXL-Turbo-Wachstumswelt. Der allgemein beobachtbaren Beschleunigung aller Abläufe tritt Leitner immer wieder mit einer Art von Zeitlupe entgegen.«
Thomas Lochte, Münchner Merkur (Starnberg)
»Da fegt einer mit großem Gespür für Unter- und Zwischentöne durch den bayerischen wie den bundesrepublikanischen Alltag, schaut dem Volk und der selbsternannten Elite aufs Maul und spart nicht mit Kakao, durch den er beide ziehen kann.«
Gerrit Wustmann, Cineastentreff.de