DAS GEDICHT  Bd. 32
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DAS GEDICHT Bd. 32

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Beschreibung

HERBST 2024 bis HERBST 2025
Erschienen am 11.11.2024

DAS GEDICHT #32

In der von Newsflashs überfluteten Geschichtslosigkeit des 21. Jahrhunderts stellt sich die Frage nach der Eignung des Gedichts als Lot, Labor, Spiel oder Bühne menschlicher Expressivität. Die 32. Folge der buchstarken Jahresschrift DAS GEDICHT findet Antworten, die in einer Poesie der Nähe gründen. Entstanden ist eine unverwechselbare Anthologie voller lyrischer Manifestationen von elementarer Humanität: Augenblicke zwischenmenschlicher Wärme, Sekunden totaler Empathie oder das plötzliche Erglänzen eines Gesichts beim Lachen, Momente, da sich Menschen spüren, flüchtig erkennen und in der Not füreinander einstehen. »Ich freue mich, dass wir der brutalen Kälte in unserer Gesellschaft etwas entgegensetzen können, nämlich Poesie«, schreibt Anton G. Leitner im Editorial.

Mit Gedichten von 184 Poetinnen und Poeten aus 18 Nationen, u. a. Friedrich Ani, Sujata Bhatt, Alexandru Bulucz, Ludwig Fels †, Katharina J. Ferner, Nora Gomringer, Uwe Kolbe, Jan Koneffke, Helmut Krausser, Chris Lauer, Paul Maar, Nils Mohl, Heike Nieder, Lorena Pircher, Ilma Rakusa, Arne Rautenberg, Jutta Richter, Regina Schwarz, Tamara Štajner und Jan Wagner. Mit einem Essay von Ulrich Johannes Beil.

Herausgegeben von Paul-Henri Campbell und Anton G. Leitner


»Wer sich in der Lyrikszene bewegt, kommt an Anton G. Leitner nicht vorbei. Seine Arbeit ist ein klares und deutliches Bekenntnis zur Poesie, und sie ist im wahrsten Sinn des Wortes Arbeit an der Basis der Lyrik.«

SWR Kultur, Beate Tröger


Poesie rettet den Tag.

Anton G. Leitner engagiert sich seit mehr als vierzig Jahren für die Vermittlung von Poesie. Mit dem polyglotten Schriftsteller Paul-Henri Campbell arbeitet er schon lange zusammen. Für die beiden Lyrik-Enthusiasten sind Menschlichkeit und Poesie zwei Seiten derselben Medaille. Jetzt haben sie die 32. GEDICHT-Folge gemeinsam ediert. Campbell und Leitner sind überzeugt, dass Lyrik die Sprachsensibilität schult und uns eine Anthologie literarisch intensiv berühren kann, wenn die Auswahl der Texte sowie die Komposition stimmig sind.

Die vielfach ausgezeichnete Jahresschrift DAS GEDICHT versammelt generationsübergreifend Erstveröffentlichungen von namhaften Dichterinnen und Dichtern, aber auch von Nachwuchstalenten zu relevanten Themen am Puls der Zeit. Ihr Konzept ist auf die Diversität der lyrischen Stimmen und Formen ausgerichtet.

Band 32 der Reihe präsentiert fünf Generationen zeitgenössischer Autorinnen und Autoren, von Dagmar Nick (*1926) bis Inga Grote (*2004), von Fritz Deppert (*1932) bis Jacob Schuster (*1999). Uwe-Michael Gutzschhahn, Nestor der Kinder- und Jugendlyrik, stellt nun schon zum neunten Mal für DAS GEDICHT ein eigenes »Special für Kids« zusammen, passend zum Thema des Hefts.


»DAS GEDICHT ist nicht einfach eine Zeitschrift, es ist eine Institution, ein Lebenswerk, ein Meisterwerk. Dieser Almanach reflektiert das Empfinden und Denken von Menschen, die der Essenz der Welt eine Sprache verleihen, die keinen Leser ausschließt, im Gegenteil: Sie öffnet eine Tür ins Innere der Existenz, hin zum Herz des Wahrhaftigen, das für uns alle schlägt und immer schlagen wird.« Friedrich Ani


»Hierzulande ist derzeit eine beängstigende Kulturzerstörung im Gange. […] Mittelkürzungen und -streichungen führen dazu, dass viele Strukturen eingerissen werden, die in mühsamer, teilweise acht Jahrzehnte lang dauernder Kleinarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg aus triftigem Grund aufgebaut worden sind, nämlich um die Wiederkehr eines neuen völkisch-nationalistischen Reiches zu verhindern.«
Anton G. Leitner (aus seinem Editorial)

»Die Menschlichkeit des Gedichts tritt dort hervor, wo die poetisch organisierte Sprache eine Präsenz lesbar macht, die über Stil, Technik oder Wortmaterial hinaus im Wesentlichen Sympathie erweckt – und einen Namen trägt.«
Paul-Henri Campbell (aus seinem Editorial)

»Solange die KI […] noch nicht so etwas wie Bewusstsein aufweist, bleibt der menschliche Autor, die Autorin Souverän über das Territorium der Wörter. Dichtende können sich dennoch, sooft sie wollen, von ChatGPT unterstützen, mit Einfällen füttern, Verse vorformulieren lassen: Der endgültige Text wird vorerst weiterhin von ihnen allein verantwortet. Liest die Leserschaft von Lyrik doch nach wie vor am liebsten mit Emotion, Esprit oder auch Humor entworfene Verse.«
Ulrich Johannes Beil (aus seinem Essay)


Gedichtbeispiele:

Die Fäuste

ich trage die Fäuste
geballt in meiner Hosentasche
jemand kommt und sagt
lass uns eine hoch halten

lass uns eine hoch halten
oder flach oder zitternd
oder still oder stolz
oder versteckt oder schief
oder ganz nach oben in den Wind

ich trage die Fäuste
geballt in der Hosentasche
jemand kommt und sagt trommeln
sie sollten trommeln

Jacob Schuster


*

aus erzählungen III

und von hunger habt ihr gesprochen vom sägemehl im teig der gärt
von der halben zwiebel an die du dich erinnerst
das weiß auf dem holztisch die vielen häute
der knolle die ihr abgeschält und jede durchscheinende schicht
auf die handfläche gelegt und die wenigen tage im jahr in denen –
und die vielen male an denen ihr überlebt habt
dank der milch einer einzigen kuh

deine haut die einschlägt die erinnerungen
von achtzig jahren leben

schicht um schicht in meine
vor uns ein brotlaib eine kruste weich wie eine wunde und
deine hände meine hände

Lorena Pircher


*

Omas

Ich hab zwei Omas.
Mein Freund, der hat keine.

Wenn er mal traurig ist,
leih ich ihm eine.

Michael Augustin
(aus dem »Special für Kids«)


Die Herausgeber:

Paul-Henri Campbell, geboren 1982 in Boston, lebt in Wien. Er studierte katholische Theologie und klassische Philologie in Frankfurt am Main sowie an der National University of Ireland, Maynooth. 2017 erhielt der deutsch-amerikanische Schriftsteller und Übersetzer den Bayerischen Kunstförderpeis und 2018 den Herrmann-Hesse-Förderpreis. Er veröffentlichte die Gedichtbände »Space Race« (2015) und »nach den narkosen« (2017) sowie den Interviewband zu Tattoos und Religion, »Die bunten Kathedralen des Selbst« (2019). Zuletzt erschien der Gedichtband »innere organe« (2022). Für die Zeitschrift DAS GEDICHT übersetzte er eine Lyrik-Auswahl aus den Ausgaben #21 und #22 ins Englische für die eigens dafür von ihm mitbegründete und -edierte Reihe »DAS GEDICHT chapbook. German Poetry Now«. Seit Herbst 2024 ist Campbell Mitglied im Vorstand (Board) des PEN Berlin.


Anton G. Leitner wurde 1961 in München geboren. Der examinierte Jurist lebt als Dichter, Herausgeber und Verleger in Weßling bei München. Er publizierte bislang 16 eigene Lyrikbände, zuletzt »Vater, unser See wartet auf dich. Erinnerungsstücke und nachgerufene Verse« und »Wohin die Reise gehen könnte. Gedichte«, Deutsch – Arabisch (beide 2023). Seine Gedichte wurden in neun Sprachen (u. a. Englisch, Französisch, Arabisch) sowie in diverse Dialekte (u. a. Schottisch, Londoner Cockney, Damaszenisch) übersetzt. Neben 32 Folgen der buchstarken Jahresschrift »Das Gedicht« edierte er über 40 Anthologien in Premium-Verlagen, u. a. bei Reclam »Jede Jahreszeit ist schön. Gedichte für Frühling, Sommer, Herbst und Winter« (03/2025). Er wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung sowie mit dem Deutschen Verlagspreis 2023 und dem Deutschen Verlagspreis 2022. Leitner ist Gründungsmitglied des PEN Berlin.

www.AntonLeitner.de


Bibliographische Angaben:

Paul-Henri Campbell
und Anton G. Leitner (Hrsg.):
Menschlichkeit.
Die Poesie der Nähe
DAS GEDICHT #32
Mit einem »Special für Kids«,
zusammengestellt von Uwe-Michael Gutzschhahn
208 Seiten € 20,00 [D] / € 20,60 [A]
November 2024
ISBN 978-3-929433-90-6
Die Herstellung dieser Ausgabe wurde unterstützt vom Bezirk Oberbayern.


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