Rainer Rebscher: Neue Boote für die hellen Tage

Rainer Rebscher: Neue Boote für die hellen Tage

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Beschreibung

A. G. Leitner (Hg.) / Verlag Steinmeier, Deiningen, Oktober 2020
126 Seiten, Broschur
Mit 12 Illustrationen von Elisabeth Süß-Schwend


»Draußen zwitschert ein vorlauter Zeisig«
Rainer Rebscher


»Wie taumeln / Durch den Bilderwald«

Rainer Rebscher erforscht poetisch die kontrastierenden Pole des menschlichen Verhaltens. Seine Gedichte beleuchten das Beste und das Fragwürdigste, was unsere Gesellschaft seit der Mitte des 20. Jahrhunderts hervorgebracht hat. Der Mut zum Mitgefühl und die schöpferische Kraft der Musik und der Liebe bilden schmerzlindernde Gegensätze zur Engstirnigkeit ignoranter Zeitgenossen und zum destruktiven Kontrollverlust des Kapitalismus.

Mit Wehmut beobachtet Rebscher die Übergänge zwischen Verwurzelung und Zerrissenheit im »Sandkastenvivarium« des eigenen Lebens. Um in einer Welt, in der Böden und Seelen gleichermaßen versiegelt werden, neue Wurzeln zu schlagen, muss man in aller Ruhe »der Andacht von / Bäumen zuhören« – und der Musik: »Aretha, du hast die Saiten / in meinem Herzen berührt«.


Der Autor

Rainer »Reno« Rebscher (*1949) arbeitet als Nervenarzt und Psychotherapeut in Villingen-Schwenningen. Er war Mitbegründer des Liedermacher-Duos Handstreych, mit dem er von 1978 bis 2008 mehrere CDs veröffentlichte. 2012 erschien seine erste Solo-CD »Auf stillen Pfaden – Liedpoesie & Lyrik«, 2016 folgte das Album »Zwischenland«. Rainer Rebschers ältere Gedichte sind in den beiden Bänden »Im Flügelschlag des Harlekin« und »Im Schwarzerlenwasser atmet die Zeit« versammelt (2012 und 2013, beide Poesie 21 bei Steinmeier). Zudem wurde seine Lyrik mehrfach in verschiedenen Anthologien und Lyrikzeitschriften publiziert, unter anderem in DAS GEDICHT. www.rainer-rebscher.de


Am Atlantik

Der Dünenkamm
s
tellt drahtige Binsenstacheln
gegen den Herbststurm auf.

Weiße Sandkörner driften land-
einwärts, wo es nach Fisch riecht,
Seetang, Ölkanistern, warmem Holz.

Im November
zimmern sie dort neue Boote
für die hellen Tage.


Wildnis

Wölfe sickern
aus den tiefen Wäldern Polens
in die Lausitz,
über den Truppenübungsplatz
der ausgestorbenen
Volksarmee, vorbei an
ausgebeuteten
Kohlehalden streift das Rudel
durch eine Wildnis,
die aus dem Sperrmüll
des Sozialismus
ausbricht,
sich emporrankt
mit der Macht
entfesselter Freiheit.


So eine

Sie ist eine, die
Regenwürmer vom Weg aufhebt
und in der Wiese absetzt.

Sie ist eine, die
Käfer auf ein Blatt laufen lässt
und zum Gebüsch bringt.

Sie ist eine, die
Schnecken aus dem Sand klaubt
und ins Gras speditiert.

Sie ist eine, die
Plastikbecher aufsammelt
und zum Mülleimer trägt.

So eine ist sie –
von einem ganz
anderen Stern


Rainer Rebscher
Neue Boote für die hellen Tage
80 Gedichte
126 Seiten, Broschur
Mit 12 Illustrationen
von Elisabeth Süß-Schwend
€ 12,80 [D], Oktober 2020
ISBN 978-3-943599-73-2


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