DAS GEDICHT Bd. 30

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Beschreibung

HERBST 2022 bis HERBST 2023

Erschienen am 28.11.2022


DAS GEDICHT #30

Deutscher Verlagspreis 2022
Verlagsprämie des Freistaats Bayern 2022


Die buchstarke Jahresschrift DAS GEDICHT feiert im Herbst 2022 ihren 30. Geburtstag. In einer Zeit, in der so viele Menschen von Pandemie, Krieg und Klimawandel geplagt sind, erscheint die Jubiläumsausgabe unter dem Motto »offen«. Es gibt nur wenige Wörter im deutschen Sprachschatz, die eine solche Bedeutungs- und Assoziationsvielfalt aufweisen wie dieses schlichte Eigenschaftswort: Wir alle kennen die offene Rechnung, die offene Wunde, das offene Geheimnis, aber auch offene Grenzen, offene Herzen, möglicherweise sogar offene Beziehungen, ganz zu schweigen von offenen Fragen, die sich im offenen Gespräch mit offenen Freunden vielleicht nicht endgültig beantworten lassen, wohl aber zu einem offenen Ergebnis führen können. Wenn man sich nur öffnet dafür.

Mit Gedichten von 226 Poetinnen und Poeten aus 15 Nationen, u. a. Friedrich Ani, Sujata Bhatt, Ulrike Draesner, Nora Gomringer, Durs Grünbein, Dorothea Grünzweig, Ulla Hahn, Uwe Kolbe, Jan Koneffke, Helmut Krausser, Nils Mohl, Dagmar Nick, Dirk von Petersdorff, Matthias Politycki, Arne Rautenberg, Nikola Richter, Gerhard Rühm, Joachim Sartorius, Gundula Schiffer, Raoul Schrott, Xóchil A. Schütz, Jürgen Theobaldy und Jan Wagner. Mit Essays von Ulrich Johannes Beil, Paul-Henri Campbell und Christoph Leisten.

Herausgegeben von Anton G. Leitner


»Ein Reigen an Vielfalt«

Tilman Urbach, BR kulturWelt, Bayern 2


Offenheit für alle Strömungen der Poesie ist seit drei Jahrzehnten ein zentrales editorisches Anliegen von Anton G. Leitner, dem ständigen Herausgeber von DAS GEDICHT. In allen dreißig Ausgaben seiner Jahresschrift stehen die lyrischen Texte selbst im Mittelpunkt. Erstveröffentlichte Gedichte von neuen Talenten sind neben denen von namhaften Poetinnen und Poetinnen einkomponiert, so auch in der Jubiläumsfolge #30. Sie präsentiert fünf Generationen zeitgenössischer Dichterinnen und Dichter, von Dagmar Nick (*1926) bis Inga Grote (*2004), von Gerhard Rühm (*1930) bis Jan Kabasci (*1996). Dabei reicht das stilistische Spektrum vom Prosagedicht bis zum Sonett, von freien Versen bis zur metrisch strengen Form.


Der Kinder- und Jugendlyrikexperte Uwe-Michael Gutzschhahn stellte bereits zum siebten Mal für DAS GEDICHT ein »Special für Kids«, passend zum Thema des Hefts, zusammen, diesmal als 36-seitige Jubiläumsbeilage. Seit 2015 präsentiert er außerdem an jedem 10. eines Monats auf www.dasgedichtblog.de faszinierende Beispiele der aktuellen Poesie für Kinder.


»Der Wert eines Gedichts ist unschätzbar und lässt sich nicht in Zahlen ausdrücken. Gerade in einer Zeit, in der Geld vielen Menschen alles bedeutet, ist das Verfassen und Verbreiten von Poesie die vielleicht elementarste Form des friedlichen Protests gegen die totale Ökonomisierung unserer menschlichen Existenz.«

Anton G. Leitner


Aus dem Essay »Im Offenen zuhause« von Christoph Leisten:
»Seit jeher ist die Poesie ein Medium der Offenheit, angelegt auf Mehrdeutigkeit und damit in einzigartiger Weise geeignet, unsere festgefahrenen Denk- und Anschauungsweisen aufzubrechen.«


Aus dem Essay »Die Kunst nein zu sagen« Ulrich Johannes Beil:

»Ja, es machte und macht Lust, nach wie vor, auf Texte zu stoßen, die reizen, verführen, nachdenklich stimmen. Die die gewohnten Wörter auf ungewohnte Weise verknüpfen, die mit den Routinen unserer Alltagssprache spielen, ihre Mechanismen stören oder außer Kraft setzen. Ein Nein, ein Ungehorsam in diesem Sinne sind es, die uns voranbringen, auch in Zeiten, in denen das Papier knapp wird, in Zeiten von Klimakrise und Krieg. Wie mahnte einst Wolfgang Borchert: Du. Dichter in deiner Stube. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Liebeslieder, du sollst Hasslieder singen, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!«


Gedichtbeispiele:

kleines geigenbaumärchen

ein geigenbauer baute aus holz
sechs flaschen. »die sehen gut aus«,
sagte er stolz, »sind ja auch aus edlem holz.«

dann klopft’ er sie ab. ihn wunderte sehr:
die flaschen klangen nicht schön,
sie klangen nur leer.

da kam ein dichter die strasse daher
und schüttete verslein in jeden hals –
gleich klangen sie schöner jedenfalls.

Gerhard Rühm


***


Zwei rote Schuhe

drin ein rotgefärbter Zeh
noch ein rotgefärbter Zeh
noch ein rotgefärbter Zeh
noch ein rotgefärbter Zeh
noch ein rotgefärbter Zeh
noch ein rotgefärbter Zeh
noch ein rotgefärbter Zeh
noch ein rotgefärbter Zeh
noch ein rotgefärbter Zeh
einer fehlt
der guckt raus

Anja Tuckermann
(Jubiläumsbeilage »Special für Kids«)


***


[…] Alles, was mein Kind seit März aus Legosteinen baut, ist Ukraine.

Ist blau, ist gelb, ist Ukraine. Blau wie Ruß und gelb wie Blut.
Und so sind auch alle Elfen mit im Krieg. Alle Feen stecken tief
in der Misere und alle Märchen sind von Kriegshandlungen erfasst
und alle Buchstaben sind überfallen und alle Gefühle wurden überfallen
und alle Gewissheit ist überfallen und Gott ist überfallen.
Und das Gedicht ist überfallen.
Es hat kein Alphabet für einen Gegenangriff.
Nur Räume, ungewisse Räume.
In denen ich nicht die Friedenstaube bin. […]

Ron Winkler
(Aus seinem Gedicht »Finistère«)


Der Herausgeber:


Anton G. Leitner wurde 1961 in München geboren. Der examinierte Jurist lebt als Dichter, Herausgeber und Verleger in Weßling (Lkr. Starnberg). Er publizierte bislang vierzehn eigene Lyrikbände, zuletzt »Wadlbeissn. Zupackende Verse | Bairisch und Hochdeutsch« (Volk Verlag, 2021). Seine Gedichte wurden in neun Sprachen (u. a. Englisch, Französisch, Arabisch) sowie in diverse Dialekte (u. a. Schottisch, Londoner Cockney, Damaszenisch) übersetzt. Neben 30 Folgen der buchstarken Jahresschrift »Das Gedicht« edierte er über 40 Anthologien, zuletzt bei Reclam »Lichtblicke. Gedichte, die Mut machen« (2022).
Leitner wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. als Editor und Verleger mit dem Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung (2016), dem Deutschen Verlagspreis 2022 des Bundes sowie mit der Verlagsprämie des Freistaats Bayern 2022.

Er ist Gründungsmitglied des PEN Berlin. www.AntonLeitner.de


Zur Jahresschrift DAS GEDICHT:

Verlagsprämie des Freistaats Bayern 2022
für DAS GEDICHT #30, Jubiläumsausgabe

»Die Zeitschrift DAS GEDICHT gehört zu den wirkmächtigsten und einflussreichsten Lyrik-Publikationen im deutschen Sprachraum. Es ist ihr gelungen, in 30 Jahren immer wieder neue Impulse in der Lyriklandschaft zu setzen. Vielfalt und Offenheit zeichnen sie ganz besonders aus. Sie setzt Themenschwerpunkte und gibt auch jungen und unbekannten Stimmen eine gewichtige Bühne. Hinzu kommt, dass ihre zeitlos-moderne Gestaltung kontinuierlich weiterentwickelt wird.«

(Aus der Würdigung der Jury)

www.dasgedicht.de und www.dasgedichtblog.de


»DAS GEDICHT ist nicht einfach eine Zeitschrift, es ist eine Institution, ein Lebenswerk, ein Meisterwerk. Dieser Almanach reflektiert das Empfinden und Denken von Menschen, die der Essenz der Welt eine Sprache verleihen, die keinen Leser ausschließt, im Gegenteil: Sie öffnet eine Tür ins Innere der Existenz, hin zum Herz des Wahrhaftigen, das für uns alle schlägt und immer schlagen wird.« Friedrich Ani


Bibliographische Angaben:

Anton G. Leitner (Hrsg.):
offen | 30 Jahre DAS GEDICHT
DAS GEDICHT #30

Mit einer Jubiläumsbeilage »Special für Kids«,
zusammengestellt von Uwe-Michael Gutzschhahn
224 Seiten, Broschur | Kinderlyrik-Beilage: 36 Seiten
€ 20,00 [D] / € 20,60 [A]
November 2022
ISBN 978-3-929433-88-3

Die Herstellung dieser Ausgabe wurde unterstützt vom Bezirk Oberbayern.


Alle Informationen zu DAS GEDICHT Bd. 30 zum Download (PDF)

Cover von DAS GEDICHT Bd. 30 zum Download (PNG)

Porträt Anton G. Leitner by Peter Boerboom zum Download (JPG)

30 Jahre DAS GEDICHT | Faltflyer zum Download (PDF)


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