DAS GEDICHT  Bd. 31

DAS GEDICHT Bd. 31

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Beschreibung

HERBST 2023 bis HERBST 2024
Erschienen am 28.11.2023

DAS GEDICHT #31

Deutscher Verlagspreis 2023

Was ist laut, was ist leise? Die buchstarke Jahresschrift DAS GEDICHT dreht in ihrem 31. Jahrgang am poetischen Lautstärkeregler – von Samtpfotenstille bis zum ohrenbetäubenden Lärm. In einer Zeit, in der uns Krieg und Terror ihr dissonantes Getöse aufzwingen, ist eine kontemplative, ruhige Betrachtung der Dinge nötiger denn je, um der Welt jenseits der Destruktivität noch gewahr zu werden. Wir müssen uns jeden Tag wieder neu entscheiden zwischen Heavy Metal und Mondscheinsonate, zwischen Liebesgeflüster und lautstarkem Streit, zwischen Verkehrsinfarkt und Waldspaziergang. Im bewegten Leben geben wir Laut oder verharren im Schweigen. Welche Wahl auch immer wir treffen, diese Anthologie macht es deutlich: Das Meer der Geräusche ist mehr als bloße Kulisse!

Mit Gedichten von 177 Poetinnen und Poeten aus 13 Nationen, u. a. Friedrich Ani, Sujata Bhatt, Alexandru Bulucz, Nora Gomringer, Meike Harms, Dirk Hülstrunk, Uwe Kolbe, Helmut Krausser, Paul Maar, Nils Mohl, Dagmar Nick, Heike Nieder, Matthias Politycki, Ilma Rakusa, Arne Rautenberg, Gundula Schiffer, Sabine Schiffner, Xóchil A. Schütz und Hans Thill. Mit Essays von Ulrich Johannes Beil, Paul-Henri Campbell und Anton G. Leitner.

Herausgegeben von Frank Klötgen und Anton G. Leitner


DAS GEDICHT führt vor, »wie die beglückende Wirkung der Poesie uns öffnet für ungeahnte Erfahrungen, Gedanken und subtile Sensationen«.

Münchner Merkur, Alexander Altmann


Offenheit für alle Strömungen der Poesie ist seit je ein zentrales Anliegen von Anton G. Leitner, dem ständigen Herausgeber von DAS GEDICHT. Mit dem Bühnenpoeten Frank Klötgen ist im 31. Jahrgang ein Gasteditor hinzugekommen, der ebenfalls ein plurales Konzept vertritt. In der Jahresschrift DAS GEDICHT stehen immer die lyrischen Texte selbst im Mittelpunkt. Erstveröffentlichte Gedichte von neuen Talenten sind neben denen von namhaften PoetInnen einkomponiert. Die jüngste Ausgabe präsentiert fünf Generationen zeitgenössischer Dichterinnen und Dichter, von Dagmar Nick (*1926) bis Inga Grote (*2004), von Fritz Deppert (*1932) bis Jacob Schuster (*1999). Dabei reicht das stilistische Spektrum vom Prosagedicht bis zum Sonett, von freien Versen bis zur metrisch strengen Form.

Der Kinder- und Jugendlyrikexperte Uwe-Michael Gutzschhahn stellt nun schon zum achten Mal für DAS GEDICHT einen eigenen Teil mit Kinderlyrik zusammen, passend zum Thema des Hefts. Außerdem präsentiert er auf www.dasgedichtblog.de regelmäßig faszinierende Beispiele der aktuellen Kinderpoesie.

»DAS GEDICHT ist nicht einfach eine Zeitschrift, es ist eine Institution, ein Lebenswerk, ein Meisterwerk. Dieser Almanach reflektiert das Empfinden und Denken von Menschen, die der Essenz der Welt eine Sprache verleihen, die keinen Leser ausschließt, im Gegenteil: Sie öffnet eine Tür ins Innere der Existenz, hin zum Herz des Wahrhaftigen, das für uns alle schlägt und immer schlagen wird.« Friedrich Ani


Aus dem Essay »Wie bringt man ein Gedicht zum Schweigen?« von Ulrich Johannes Beil:
»Sogar im gedruckten Zustand versucht das Gedicht immer von neuem, die einstige Mündlichkeit, den Dialog mit einer anwesenden Hörerschaft, zu fingieren. Von daher klingen im Schwarz-auf-Weiß des Gedichts oft Oralität und Lautlichkeit nach – so, als müsse es eigentlich sprechen, könne dies jetzt aber gerade nicht.«


Aus dem Essay »Schrille Stille« von Paul-Henri Campbell:

»Der Einzug der Vokalität ins Gedicht ist weit mehr als ein Sturm im Wasserglas. Während die Buchform, welche die Präsentation von Poesie dominiert und häufig auch zertifiziert, gewiss zur stillen Lektüre einlädt und meist auch eines inwendigen Mithörens bedarf, um die ästhetische Erfahrung rund zu machen, bringt der furiose Mut zur ausgesprochenen Klanglichkeit des Gedichts atemberaubende ästhetische Erlebnisse im Raum der Poesie mit sich. Zugleich vergemeinschaftet sie das Erlebnis von Poesie auf andere Weise, die weniger auf gedruckte Rezensionen angewiesen ist als auf einen freimütigen Applaus in Echtzeit.«


Gedichtbeispiele:

Schrei nicht

So! Hör auf
Die Ruhe der
Gegenstände.

Anton G. Leitner

*

Kapselpasten im Klapperkasten

Die Klapperschlange im Klapperkasten
kappt Kapselfrüchte für Kapselpasten.
Sie plappert und klappert und klackert so laut,
dass Klara erbost aus dem Klappfenster schaut.

»Du Klapperschlange im Kapselkasten!«
klagt Klara, »Mensch, kannst du nicht klapperfasten?
Nein, kaspel-, nein, kapsel- … es ist kompliziert!
Dein Klappklackern macht mich so unkonzentriert!«

Die Klapperschlange im Klapperkasten
kappt weiter die Kapseln klein ohne zu rasten.
Klara klappt klappernd ihr Klappfenster zu.
Den Kopf unters Klappbett: Jetzt ist endlich Ruh!

Heike Nieder
(aus dem »Special für Kids«)

*

Universum

Es ist spät
Nur das Licht ist noch wach –

Es sitzt ganz allein
in der dunklen kalten Wohnung
und legt seine alte
Lieblingsplatte auf –

Die Kostbarkeit aus Vinyl
Fehlpressung –

Mit geschlossenen Augen sitzt es –

Noch hört man nur Rauschen –
aber warte!
Warte!

Ludwig Steinherr

*

istanbuler laute

im nebel taucht ein
großes frachtschiff auf sein horn
warnt alle fähren und lässt mich
hochschrecken aus einem
schweren und sehr traurigen
traum gerade tappt unten
auf der straße vor meinem haus
die blinde frau entlang
die mit ihrem immer
gleichen wörtersingsang
das schiff gleitet wie schwerelos
vom schwarzen meer hoch
durch den bosporus
richtung ägäis hin treibt jetzt
an den moscheen vorbei
ins marmarameer
dort am sarayburnu
dort stehen zwei steifbeinige hunde
und bellen ihm lange hinterher

Sabine Schiffner

*

Nachtlied

Nahariya, im Norden Israels
Mittagssonne; Schulhof mit lärmenden
Kindern; mein Atem stockt, es ertönt

eine mir bekannte Melodie:
»Guten Abend, gute Nacht, mit Rosen bedacht …«

Der Hof leert sich, wieder erklingt
die Melodie.
Stille.

In mir erwacht ein Bild: Eine Mutter
in Deutschland singt mit diesem Lied
ihr Kind in den Schlaf. Das Nachtlied
im Fluchtgepäck vor den Nazis

von erinnernden Worten befreit
ein Pausenlied
für Kinder
Enkelkinder

Salean A. Maiwald

*

Über allen Gipfeln / ist …
(ein Naturgedicht)

ǁ: üüüb üb üüüb üb üüüb üb üüüb üb
er rrrrrrüüh :ǁ
al laal wiw al laal wiiii wip wiiii pfl pfl pfl wiw wiiii pf
pf— euh äh el wiii pfl pfl pfl äh el
sch-p sch-p sch-p ǁ: pä pä pä :ǁ pürrr:réé
kch kch kch hau m≈m≈m≈m≈m≈m ein:nän haaaa crh
[pfeifen mit runden Lippen] shhhhhhh im Walde / wo? / im Walde
Waaaa Waaaa Waa Waa Wa –tö nnnŭouŭrrrr [ha] Baaaa ld ö e
rrrrrrüüh rrrrrrst du h—aukch

Paul-Henri Campbell


Die Herausgeber:

Frank Klötgen (geb. 1968 in Essen) lebt als Poet, Kabarettist und Netzliterat in München. Seit 15 Alben ist er Sänger und Texter der Band »Marilyn’s Army«. Er arbeitete zehn Jahre lang als Webmaster für Universal. Klötgen hatte bislang über 2000 Auftritte im In- und Ausland, zahlreiche Tourneen mit dem Goethe-Institut und der Robert-Bosch-Stiftung und ist seit 2005 Gastgeber der »Grend Slam«-Revue in Essen. Außerdem ist er bei mehreren Lesebühnen in Berlin und München aktiv und gehört seit 2020 dem Ensemble der »lach+schiess« (vormals »Münchner Lach- und Schießgesellschaft«) an. Neben seinem jüngsten Gedichtband »Lebhaft im Abgang. Tödliches & Tröstliches in 200 Gedichten« (2021) veröffentlichte er mehrere Romane und Slamlyrik-Titel.
www.hirnpoma.de und www.klötgen.de


Anton G. Leitner wurde 1961 in München geboren. Der examinierte Jurist lebt als Dichter, Herausgeber und Verleger in Weßling bei München. Er publizierte bislang 16 eigene Lyrikbände, zuletzt »Vater, unser See wartet auf dich. Erinnerungsstücke und nachgerufene Verse« und »Wohin die Reise gehen könnte. Gedichte«, Deutsch–Arabisch (beide 2023). Seine Gedichte wurden in neun Sprachen (u. a. Englisch, Französisch, Arabisch) sowie in diverse Dialekte (u. a. Schottisch, Londoner Cockney, Damaszenisch) übersetzt. Neben 31 Folgen der buchstarken Jahresschrift »Das Gedicht« edierte er über 40 Anthologien, zuletzt bei Reclam »Lichtblicke. Gedichte, die Mut machen« (2022).
Er wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung sowie mit dem Deutschen Verlagspreis 2023 und dem Deutschen Verlagspreis 2022. Leitner ist Gründungsmitglied des PEN Berlin.
www.AntonLeitner.de


Bibliographische Angaben:

Frank Klötgen und Anton G. Leitner (Hrsg.):
Laut & leise. Verse voll magischer Kraft
und starker Energie
DAS GEDICHT #31
Mit einem »Special für Kids«,
zusammengestellt von Uwe-Michael Gutzschhahn
208 Seiten € 20,00 [D] / € 20,60 [A]
Dezember 2023
ISBN 978-3-929433-89-0

Die Herstellung dieser Ausgabe wurde unterstützt vom Bezirk Oberbayern.


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